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DEZ 13
Ironman Western Australien 2013 - der ausführliche Bericht zum 2. Platz

Sunsmart Ironman Western Australia 2013

Wenn ich an meinen Wettkampf denke, bekomme ich noch immer Gänsehaut. Das war mein bisher größter Erfolg. Deshalb wird dieser Bericht ein wenig umfangreicher. Für diejenigen, die "nur" den Wettkampfbericht lesen möchten --> bitte weiter unten einsteigen :-)

Wieso eigentlich Australien? Diese Frage durfte ich im Vorfeld einige Male beantworten und deshalb auch hier vorweg. Die Qualifikation für den Ironman Hawaii 2014 begann am 31. August 2013 mit dem Ironman Japan. Hawaii Ironman Weltmeisterschaft 2014 - ganz klar mein Ziel, auch um dort das DNF von 2012 vergessen zu machen. Also wurde die Planung darauf ausgelegt.

Der Ironman Wales war im September der erste wichtige internationale Wettkampf für mich, seit Hawaii 2012. Mit dem vierten Platz dort war ich nach meinem "Zwischenjahr" sehr zufrieden.

Um meine Leistung weiter zu steigern halte ich es für ausgeschlossen nach vier oder fünf Wochen die nächste Langdistanz zu machen. Also blieb mir nur Cozumel (1.12.) oder eben Western Australia. In Cozumel war ich bereits 2011 und hab mich auch deshalb für Australien entschieden.

Die Nachbereitung nach dem Ironman Wales verlief gut. Nach ein paar Tagen mit einer Erkältung und weiteren zwei Wochen der leichten Bewegung konnte ich schon wieder recht strukturiert trainieren. Auch das Wetter spielte zu Hause Anfang Oktober noch gut mit. Mitte Oktober ging es dann zusammen mit Michael Göhner und Stephan Schepe für 12 Tage nach Mallorca. Die Bedingungen in Can Picafort waren ideal. Über 20 Grad und reichlich Sonne. Wir konnten perfekt trainieren.

. Nach weiteren 12 Tagen zu Hause ging es dann nochmals in ein Trainingslager. Dieses Mal nach Fuerteventura. In der ersten Woche hat mich mein Coach Thomas Weber mental und körperlich perfekt auf den bevorstehenden Ironman eingestellt. In der zweiten Woche besuchte mich Kumpel André Jost. Gleich mit ihm auch meine kleine Familie. Das gab dann den nächsten wichtigen Motivationsschub und so wurde auch der letzte harte Trainingsblock vor Australien perfekt umgesetzt.

Mit Bestform ging es für vier Tage zurück ins kalte Deutschland. Vier Tage vor denen ich großen Respekt hatte. Alles hatte bestens funktioniert, nun bloß nicht krank werden. Also Rolle fahren und auch den letzten langen Lauf auf dem Laufband absolvieren. Das klingt vielleicht ein wenig verrückt, zwei Stunden auf dem Laufband unterwegs zu sein, doch nun hatte ich so viel investiert bzw. aufgebaut, dass ich diese wenigen zermürbenden Einheiten auch noch gut gemeistert habe.

Ende November ging es dann also endlich los. Zusammen mit meinem Berater und guten Freund Ingo Gabriel starteten wir die lange Anreise mit dem Flugzeug über Dresden, Frankfurt, Singapur und Perth, um die letzten gut 200 km mit dem Auto bis Busselton zu fahren. Nach einem kleinen Fauxpas in Singapur - unser Visum war ungültig - verpassten wir auch noch den Anschlussflug nach Perth. Nach dem vorigen 12 h Flug war das nicht gerade angenehm noch einmal 10 h in Singapur zu verharren. Doch wir machten das Beste daraus und haben einen Teil von Singapur erkundet. Da wir nun so richtig fertig waren und der letzte 5 h Flug Abends startete, konnten wir sofort im Flugzeug schlafen und waren gleich im neuen Rhythmus angekommen.

In den letzten Tagen vor dem Rennen stand wie immer der Streckentest an.

Zum Schwimmen: Die 3,8km lange Runde führt gegen den Uhrzeigersinn einmal um das Wahrzeichen von Busselton, dem Jetty (1837m langer "Steg" hinaus auf das Meer), herum. Die Wassertemperatur lag bei etwa 21 Grad, also Schwimmen mit Neo. Das "Hai-Problem" wurde gelöst, indem Hubschrauber, Boote usw. das gut sichtbare Unterwasserbild beobachteten.

Zum Radfahren: Es sind drei Runden á 60 km zu fahren. Auf jeder Runde sind vier 180 Grad Wenden. Der Vorteil daran ist, dass man die Konkurrenz immer im Auge hat. Der Kurs ist komplett flach, laut Garmin 179,8 km lang mit sagenhaften 112 Höhenmetern :-) Dennoch nicht zu unterschätzen, da gewöhnlich ein ordentlicher Wind weht und die Strecke teilweise anfällig dafür ist.

Zur Laufstrecke: Die ist ebenso flach wie die Radstrecke. Die vier Runden verlaufen direkt am Meer ohne Schatten, es kann also sehr warm werden. Auch hier wurde exakt vermessen, nach meiner Uhr 42,17 km.

Am Freitag vor dem Rennen stand das Pro-Briefing an und es war klar, dass "nur" 19 Männer an den Start gehen würden. Darunter aber eben auch einige der absoluten Weltspitze. Andreas Raelert durfte ich an diesem Tag kennen lernen. Wirklich sehr sympathisch - sein Ausstieg tut mir sehr leid und ich wünsche ihm eine schnelle Genesung!

Weiterhin war mir beim Anblick der Startliste klar, dass es beim Schwimmen sehr schnell werden wird. Ich machte mir schon so meine Gedanken, auch wegen der möglichen Gruppenbildung... Dies vorweg - alle Profis fuhren extrem fair, bzw. mussten das auch tun, da nahezu die gesamte Zeit Kampfrichter bei uns waren. Anders sah es bei den Agegroupern aus (die Spitze mal ausgenommen), ein mittlerweile leider gewohntes Bild. Die immer weiter steigende Leistungsdichte macht es wohl auch fast unmöglich bei 1800 Teilnehmern.

Bereits um 5:30 Uhr erfolgte der Start. Fünf Minuten später die Frauen und 5:45 Uhr das große Feld der Altersklassen. Leider hatte ich keinen guten Start. Rechts und links von mir ging "die Post ab", ich hingegen verhakte mich immer wieder mit anderen Schwimmern. Das muss man bei 18 Athleten erst mal schaffen...

Es fing also nicht gut an, da riss schnell eine kleine Lücke zu den Vorderleuten, die ich nicht schließen konnte. Also bin ich die komplette Strecke allein geschwommen, bzw. hab eine Gruppe angeführt. Auch Matty White erwischte einen schlechten Start (wahrscheinlich haben wir uns mehrfach verhakt)...Nach 53 Minuten spülte es uns dann endlich an Land. Das hieß Platz 11 der Profis und 3:30 min auf die nächsten Plätze nach vorn, bzw. 6 min.!!! auf die Spitze.

Zusammen mit Matty mussten wir also etwas riskieren und damit ging es auch gleich los. Bereits nach 20 km hatten wir etwa eine Minute auf die vor uns liegenden Athleten gut gemacht. Nach 30 km überholten wir Vorjahressieger Jimmy Johnsen. Und nach gut 70 km hatten wir die etwa 3:30min auf Josh Rix, Todd Isreal und Leon Griffin aufgeholt. Nun war es allerdings auch nötig mit den Kräften zu haushalten. Es kam ein rauer Wind auf und das Überrunden verlangte auf der teils randvollen Strecke viel Aufmerksamkeit. Zu diesem Zeitpunkt lagen David Dellow und Guy Crawford noch etwa 2:30 min vor mir. Weitere 2:30 min hatte Jeremy Jurkiewicz an Vorsprung auf mich. Ich war also wieder im Rennen und fühlte mich gut.

. Ingo hielt mich an den Wendepunkten sehr gut auf dem Laufenden. Ohne weiter über meinem selbstgestecktem Limit zu sein wollte ich nun gleichmäßig kontrolliert fahren. Alle anderen konnten das Tempo mitgehen und wir blieben bis km 160 zusammen. Wohl bemerkt komplett von Race Marshalls umzingelt :-) Der Abstand nach vorn blieb in etwa konstant. Dann kam Matt Burton im Stile von Tony Martin vorbei geschossen. Nur Matty, ich und ein Race Marshall konnten folgen. Auf den letzten 20 km holten wir David und Guy noch ein...Jeremy hatte allerdings gut vier Minuten Vorsprung.

Ab in die Wechselzone und schnell wieder raus.

Die zwei Matt´s, sowie Guy Crawford waren deutlich schneller beim Wechseln, so dass ich mich mit David Dellow auf die Verfolgung machte. Es ging also um Platz fünf. Schon nach gut einem Kilometer hatten wir Guy überholt. Wir liefen unter 4 min/km und das fühlte sich sehr gut an. Ingo forderte mich vom Streckenrand immer wieder auf ruhig zu bleiben und mein Ding zu machen. Das funktionierte auch. Nach der ersten Runde "holten" wir uns Matt Burton und David zog das Tempo auf 3:40 min/km hoch. Das konnte bzw. wollte ich nicht mitgehen. Ich blieb also bei gut 15 km/h. Auch bei der Halbmarathonmarke konnte ich mein Tempo gut halten und ging bei 1:24 h durch. David hatte schon einige Minuten herausgelaufen und war dran an Matty White. Jeremy lief sein Rennen von der Spitze. Ich war nun also Vierter. Nach hinten war die Luft allerdings auch nicht "rein", denn Matt Burton hielt sich noch wacker und Todd Israel hatte ebenso nicht viel Rückstand. Bei der nächsten Wende, etwa bei Km 23 merkte ich, dass der Vorsprung von Matty auf mich kleiner wurde.

Ich blieb ruhig und weiterhin bei meinem Tempo. Die Strecke war inzwischen übervoll, doch von weitem sah ich das Fähnchen seines Vorrausfahrendem Fahrrades (3. Mann). Sekunde für Sekunde kam ich nun näher und bei Km 30 war es soweit und ich konnte ihn ohne große Gegenwehr überholen. Ich war zu der Zeit natürlich auch schon gut im Eimer, doch mit dem "3.Mann Fahrrad" vor mir lief es sich gleich noch um einiges angenehmer. An der vorletzten Wende, bzw. knapp einen Kilometer davor kam mir Jeremy entgegen. Er wirkte zwar stark gezeichnet, jedoch nicht so als hätte ich noch eine Chance ihn einzuholen. Gleich müßte David kommen, doch er kam nicht. Erst auf den letzten Metern vor der Wende sah ich ihn.

Ich dachte, das kann doch nicht wahr sein, ich kann hier Zweiter werden. Ingo war ebenso begeistert und hielt mich mit den größer werdenden Abständen nach hinten auf dem Laufenden. Ich konnte mich voll und ganz auf das Überholmanöver einstellen. Mir gingen dennoch tausend Dinge durch den Kopf. Ich wusste das zu Hause viele Freunde vorm Rechner sitzen und die Nacht zum Tag machen. Ich wusste wie Sie alle und auch meine Familie mitfiebern. Ich ließ David keine Chance und konnte die letzten Kilometer sogar noch genießen. Zweiter Platz mit 8:16 h - noch immer habe ich Gänsehaut :-)

Nun ist es an der Zeit DANKE zu sagen. Ich weiß das liest sich immer so, als ob es sein muss, Danke zu sagen. Nein es ist kein MUSS - ich weiß genau wie wichtig ihr seid. Egal ob ihr "nur" Daumen drückt oder mich materiell, finanziell oder ideell Unterstützt - ohne mein "Netzwerk", wie ich es immer nenne, funktioniert nichts! Besonderen Dank gilt natürlich meiner Familie. Aniko und Raúl mussten in den letzten Monaten fast ausschließlich auf mich verzichten. Falls ich da war, dann nur körperlich, denn das Training hat mir alles abverlangt. Ich bin sehr glücklich wie ich dieses Jahr im sportlichem Sinne abschließen konnte! Jetzt ist erst mal Pause und Erholen angesagt. Weihnachten steht vor der Tür und das werden wir mit der Familie genießen.

Aktuell geht es nun mit 2560 Punkten und auf Platz 18 des Kona-Pro-Ranking in die Saisonpause, wie es weiter geht dann im nächsten Jahr. Ich wünsche allen schöne und frohe Weihnachten!

Euer Markus

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